IQNA

IQNA berichtet:

Der visuelle Reichtum und die narrativen Aspekte der Trauerzeremonien zu Muharram werden von der Filmindustrie vernachlässigt

23:39 - August 19, 2021
Nachrichten-ID: 3004623
Teheran (IQNA) - Trauerrituale und die kultische Inszenierung des Martyriums von Imam Hussein (Ta’ziya) im Monat Muharram werden trotz ihrer inhärenten erzählerischen Faszination und ihres historischen Reizes von Filmemachern immer noch vernachlässigt – trotz der Tatsache, dass die Filmemacher durch die Darstellung der Trauerzeremonien zu Muharram den enormen visuellen Reichtum und die narrative Dichte dieser Zeremonien auch in das Medium Film übertragen können.

Dem IQNA-Bericht zufolge können die Trauerzeremonien für den Imam Hussein (a.) im Monat Muharram als eines der Hauptsymbole der schiitischen Kultur betrachtet werden, deren jährliche Durchführung die Aufmerksamkeit vieler Menschen auf der ganzen Welt auf sich zieht.

Entgegen den Erwartungen finden die Trauerzeremonien zu Muharram nicht nur in Ländern mit einer schiitischen Mehrheit statt, sondern auch in Ländern, wo die Schiiten eine kleine Minderheit bilden. Obwohl solche Zeremonien in einigen Ländern mit gewisser Einschränkung abgehalten werden und in den letzten zwei Jahren diese Einschränkungen aufgrund der Covid-19-Pandemie zugenommen haben, werden Trauerzeremonien zum Aschura-Tag bzw. in der ersten Dekade des Monats Muharram weiterhin durchgeführt und man versucht dabei, die geltenden Hygienevorschriften einzuhalten.

Obwohl die Arbain-Wallfahrt als die zweitgrößte Versammlung von Muslimen nach der Hadsch und die Trauerzeremonien zu Muharram bzw. Aschura für die Schiiten und die islamische Welt von großer Bedeutung sind, waren die bisherigen Bemühungen, andere Menschen mit diesen Ritualen bekannt zu machen, leider noch nicht ausreichend.

Die Trauer um den Imam Hussein (a.) und die kultische Inszenierung des Martyriums von Imam Hussein (Ta’ziya) sind weitere Zeremonien, die, obwohl sie jedes Jahr stattfinden und sich durch eine inhärente erzählerische Faszination und einen besonderen historischen Reiz auszeichnen, von Filmemachern und Filmproduzenten immer noch gewollt oder ungewollt vernachlässigt werden. Und dies trotz der Tatsache, dass die Filmemacher den enormen visuellen Reichtum und die narrative Dichte dieser Trauerzeremonien und der damit verbundenen Ereignisse auch in das Medium Film übertragen können.

In den letzten Jahren haben jedoch einige Filmemacher und Dokumentarfilmer in europäischen Ländern und in den USA versucht, verschiedene Aspekte der Trauerzeremonien zu Muharram bzw. zu Aschura und des Arbain-Fußmarsches anzusprechen.

Diese Dokumentationen konzentrieren sich mehr auf die kultische Inszenierung des Martyriums von Imam Hussein (Ta’ziya), die Trauerzeremonien zu Arbain und den Arbain-Fußmarsch. Die meisten dieser Dokumentarfilme werden nur für das Fernsehen gedreht und haben weniger Gelegenheit, in den Kinos oder auf beliebten internationalen Kurz- und Dokumentarfilmfestivals gezeigt zu werden. Manche von ihnen haben es aber geschafft, das Publikum einigermaßen anzuziehen. Auf die wichtigsten dieser Filme soll im Folgenden kurz hingewiesen werden.

„Spirituelle Reise: Arbain“ (Spiritual Journey - Arbaeen) ist ein Dokumentar-Kurzfilm, der im Jahr 2013 von Elmar Bayramov geleitet und produziert wurde. In diesem Film, der Bayramovs erste Filmerfahrung ist, richtet er seinen Blick vorherrschend auf die 300 Kilometer lange Route für den Arbain-Fußmarsch und die Ereignisse um dieses Thema herum. In einer Beschreibung des Film-Inhaltes heißt es: „Das Interessante an dieser Menschenversammlung ist, dass alle Teile der Gesellschaft daran teilhaben. Trotz ihres religiösen Charakters sind auch nichtreligiöse Menschen, Analphabeten, Menschen mit höherer Bildung sowie einfache Menschen und Staatsoberhäupter dabei anwesend.“

„Aschura“ (Ashura) ist ein weiterer Film über den Aschura-Tag, der unter der Regie von Köken Ergun in der Türkei gedreht wurde. Der Film erzählt die Geschichte einer Gruppe von Schiiten aus dem Istanbuler Vorort Zeinabia, die sich auf die Aschura-Trauerzeremonien vorbereiten. Der Film erklärt, dass in der Türkei etwa 1 Million Schiiten leben, die meisten davon in Istanbul und der östlichen Grenzstadt Igdir. In Istanbul leben sie seit 1970 in dem Stadtviertel Zeinabia. Dieser Film dokumentiert die Vorbereitung der Schiiten dieser Region auf die Aschura-Zeremonie im Jahr 2010. Der Dokumentarfilm wurde auch bei den 63. Berliner Filmfestspielen gezeigt.

 

Der visuelle Reichtum und die narrativen Aspekte der Trauerzeremonien zu Muharram werden von der Filmindustrie vernachlässigt

 

Nicht alle Dokumentationen über Aschura befassen sich mit Schiiten. Der Dokumentarfilm „Ein Engländer im Irak - Der Arbain-Fußmarsch“ (English Man in Iraq - The Arbaeen Walk) erzählt die Geschichte eines Engländers namens Martin, der in den Irak reist und als Nicht-Muslim am Arbain-Marsch teilnimmt.

Der Film wurde 2019 im britischen Fernsehen ausgestrahlt und wurde im Gegensatz zu ähnlichen Filmen völlig kostenlos auf YouTube zur Verfügung gestellt. Die Dauer dieses Films beträgt 45 Minuten.

„The Walk of Allegiance“ ist ein weiterer Dokumentarfilm, der 2018 unter der Regie von Farhan Naqavi in London gedreht wurde und auf die Arbain-Wallfahrt basiert. Der Film konzentriert sich ganz auf den Marsch der Arbain-Pilger und führt den ausländischen Zuschauer in die Philosophie von Aschura und Arbain ein.

„Aschura in London - Die Erfahrungen von Nichtmuslimen“ (Ashura in London - A Non Muslim's Experience) ist eine weitere Fernsehdokumentation, die die Geschichte von Aschura aus der Perspektive von Nicht-Muslimen erzählt. In diesem Dokumentarfilm werden die Geschichte von zwei Nicht-Muslimen und ihre Erfahrungen während der ersten Dekade des Monats Muharram und schließlich die in London abgehaltenen Trauerfeier zu Aschura dargestellt.

Aus diesen wenigen angeführten Filmen geht hervor, dass man sich trotz der hohen Kapazität des Monats Muharram und der Ereignisse des Tages Aschura sowie des Aufstands von Imam Hussein (a.) bisher leider nicht eifrig genug darum bemüht hat, die Trauerrituale im Monat Muharram und die Ziele des Aufstands von Imam Hussein (a.) im Medium Film darzustellen. Dies geschieht trotz der Tatsache, dass die Erfindung und Verbreitung der Medien wie Video/DVD und Internet einen sehr hohen Stellenwert hat, und die Herstellung hochwertiger Filme in diesem Bereich neben der Förderung der Kultur von Aschura auch dem Filmemacher kulturelle und wirtschaftliche Vorteile bringen könnte.

 

3988244

captcha